Apothekerkammer: Höchste Zeit für sinnvolle neue Gesundheitsangebote in den Apotheken

Wien (OTS) – Angesichts der angespannten Situation im heimischen
Gesundheitssystem
werden Österreichs Apotheken die Etablierung neuer und den Ausbau
bestehender Dienstleistungen im Bereich Prävention verstärkt
vorantreiben. Dazu zählen etwa Gesundheitstestungen zum
Diabetesrisiko – wie aktuell in Kärnten –, die systematische Beratung
jener Menschen, die viele Medikamente einnehmen müssen (genannt
Medikationsanalyse) sowie die assistierte Telemedizin in Apotheken
zur Entlastung der Ambulanzen.

„Diese neuen Leistungen und Angebote in den Apotheken haben ein
gemeinsames Ziel: Die Optimierung der Versorgung in strukturschwachen
Regionen, die Verbesserung der Gesundheitskompetenz, die Steigerung
unserer gesunden Lebensjahre und den effizienten Einsatz der
vorhandenen Ressourcen. Unsere 1.470 Apotheken sind dank der Nähe und
Niederschwelligkeit schon jetzt mit bis zu 600.000 Patientenkontakten
am Tag für viele Menschen oft eine zentrale Anlaufstelle bei
Gesundheitsfragen und Beschwerden. Dieses Potenzial gilt es
auszubauen und intensiver zu nutzen“, betonen die Vizepräsidenten der
Apothekerkammer Raimund Podroschko und Gerhard Kobinger.

Impfen in der Apotheke kein „Tauschobjekt“

Auch das Impfen in der Apotheke, das sich bereits in dutzenden
europäischen Ländern erfolgreich etabliert hat, steht weiterhin auf
der Agenda der Apothekerkammer. Mehr als 2.500 intensiv ausgebildete
Apothekerinnen und Apotheker könnten quasi morgen
Auffrischungsimpfungen gegen Influenza, COVID-19 oder FSME anbieten,
wenn der Gesetzgeber die Basis dafür schafft. „Die Kompetenz der
Apothekerschaft beim Impfen steht außer Zweifel, das hat auch die
Ärztekammer zuletzt bekundet. Diese späte Einsicht nehmen wir positiv
zur Kenntnis. Besser spät als nie. Allerdings ist das Impfen in der
Apotheke kein Eintauschobjekt gegen die von der Ärztekammer
geforderte Direktabgabe von Medikamenten in Ordinationen. Die
Gesundheitspolitik ist kein Basar“, stellt Kobinger klar.

Die Ärztekammer begründet ihre Forderung nach diesem so genannten
ärztlichen Dispensierrecht mit dem Argument, die
Arzneimittelversorgung in Österreich sei gefährdet. „Das ist nicht
der Fall. Faktum ist: Es gibt im Land kein Problem mit der Versorgung
von Arzneimitteln – sofern die Hersteller ihren Lieferverpflichtungen
nachkommen. Es gibt dagegen aber sehr wohl in Österreich ein
erhebliches Problem bei der Durchimpfungsrate“, betont Kobinger.
Zusatz: „Arzneimittel gehören ausschließlich in die Apotheke, alles
andere verbessert nicht die Versorgung, sondern gefährdet die
Gesundheit.“ Aus demselben Grund sei auch die Forderung einzelner,
die Abgabe rezeptpflichtiger Arzneimittel bei Nahversorgern
einzuführen, strikt abzulehnen.

Telemedizin ist zukunftsweisend

Sehr viel wichtiger wären Gespräche zwischen Apothekerkammer, den
Spitzen der Gesundheitspolitik, der Sozialversicherung und der
Ärztekammer über konstruktive Maßnahmen im Bereich der Prävention und
der Verbesserung der Versorgung in strukturschwachen Regionen durch
telemedizinische Angebote.

„Unsere Angebote dazu liegen auf dem Tisch: Vom Vorschlag eines
bundesweiten persönlichen Präventionskontos, über spezielle
Dienstleistungen für Personen, die viele Medikamente einnehmen, bis
hin zur assistierten Telemedizin in Apotheken zur Entlastung der
Ambulanzen. Denn klar ist: Die Versorgung der Zukunft muss alle
Gesundheitsberufe effizienter einbinden und auch digitaler gedacht
werden“, ist Apothekerkammer-Vizepräsident Raimund Podroschko
überzeugt.

Medikationsanalyse als win-win-Beispiel

Ein Beispiel für eine äußerst effektive, aber von der
Sozialversicherung noch nicht finanzierte Dienstleistung in der
Apotheke ist die Medikationsanalyse. Dazu Podroschko: „Rund 500.000
Menschen in Österreich nehmen täglich acht oder mehr Arzneimittel
ein. Studien zeigen, dass bereits nach einem einzigen strukturierten
Gespräch mit Apothekerinnen und Apothekern die arzneimittelbezogenen
Probleme dieser Personen um 70 Prozent reduziert werden können.
Gleichzeitig werden Folgebehandlungen und Folgekosten vermieden.
Genau mit solchen Gesundheitsangeboten verbessern wir die Versorgung
der Menschen und schonen gleichzeitig das Budget der Krankenkassen.“

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