Wien (OTS) – Heute wurde im Wiener Landtag der Tätigkeitsbericht der
Kinder- und
Jugendanwaltschaft für das Jahr 2024 debattiert. Für die
Familiensprecherin der Wiener Volkspartei, Gemeinderätin Sabine Keri,
zeigt dieser Bericht deutlich, dass die Wiener Kinder- und
Jugendhilfe ein erschütterndes Bild abgibt.
„Die Kinder- und Jugendanwaltschaft hat 12 Besuche in
Krisenzentren und 45 Monitoringbesuche in Wohngemeinschaften
abgehalten – auch unangekündigt. Die Ergebnisse sind alarmierend: Die
Krisenzentren sind dauerhaft überbelegt, der Überbelag ist längst zum
Normalzustand geworden“, so Keri.
Bereits im Jahr 2021 habe es einen Überbelag von 147 Prozent
gegeben. Damals habe der zuständige Stadtrat Christoph Wiederkehr
angekündigt, das System zu evaluieren und neu zu gestalten. „Vier
Jahre später hat sich nichts verbessert. Im Gegenteil – die Situation
hat sich weiter verschlechtert“, stellte Keri klar.
Auch die Zahl der Krisenpflegeeltern sei dramatisch gesunken.
„Früher hatten wir rund 50 Krisenpflegeeltern, mittlerweile sind es
nur noch rund 30. Das System ist am Limit, viele geben auf. Es fehlt
nicht am Geld, sondern an Wertschätzung und Unterstützung durch die
Stadt“, kritisierte Keri.
Besonders empörend sei, dass es laut aktueller Information MA-11-
Mitarbeiterinnen gibt, die Kinder privat mit nach Hause nehmen, weil
es keine Plätze mehr gibt. „Das zeigt, wie sehr das System kollabiert
hat. Wenn Kinder, die Schutz brauchen, in Notlösungen landen, ist das
kein Krisenmanagement, sondern ein strukturelles Versagen.“
Keri verwies darauf, dass die Kinder- und Jugendanwaltschaft auch
die kritische Zusammensetzung der Altersgruppen in den Krisenzentren
deutlich anprangert. „Kindergartenkinder werden dort mit Jugendlichen
untergebracht, die bereits delinquent sind oder Pflegestufen haben –
das ist untragbar und widerspricht jeder pädagogischen Logik.“
Die Familiensprecherin machte deutlich, dass es mehr als nur
Planstellen braucht, um die Lage zu verbessern: „Planstellen helfen
den Kindern nichts, wenn niemand da ist, der sie mit Leben füllt. Es
fehlt an Personal, an Ausbildung, an Strukturen – und vor allem an
Verantwortung.“
Keri erinnerte in diesem Zusammenhang die zuständige Stadträtin
Bettina Emmerling an ihre eigenen Aussagen aus dem Jahr 2021, in
denen sie sich den Problemen im Bereich der Krisenpflege annehmen
wollte. „Vier Jahre später hat sich nichts verändert. Es ist höchste
Zeit, dass die Stadt endlich handelt und die Kinder- und Jugendhilfe
in Wien auf neue Beine stellt.“
„Kinder, die aus ihrem Zuhause genommen werden, weil sie dort
verwahrlosen oder Gewalt erleben, müssen in Sicherheit kommen – nicht
in eine neue Unsicherheit. Diese Kinder brauchen Fürsorge, Zuwendung
und ein stabiles Umfeld. Wer ihnen das verweigert, verletzt die
Kinderrechtskonvention“, mahnt Keri.
Abschließend betonte Keri, dass Kinder in Wien endlich jene
Sicherheit und Fürsorge brauchen, die ihnen zusteht: „Ein Kind, das
keine Sicherheit erfährt, keine Aufmerksamkeit bekommt und nicht
gefördert wird, hat keine stabile Zukunft. Die Stadt Wien muss
endlich Verantwortung übernehmen – denn es geht um die Schwächsten in
unserer Gesellschaft.“