Ständige Erreichbarkeit macht krank – AK Oberösterreich fordert Recht auf Nichterreichbarkeit

Linz (OTS) – Die Grenze zwischen Arbeit und Privatleben verschwimmt.
Laut einer
aktuellen Deloitte-Studie sind 81 Prozent der Beschäftigten außerhalb
der regulären Arbeitszeit für berufliche Anliegen erreichbar. Das hat
spürbare Folgen für Gesundheit und Familienleben. Die Arbeiterkammer
Oberösterreich fordert daher klare gesetzliche Regeln und
betriebliche Vereinbarungen zur Nichterreichbarkeit sowie den
gezielten Einsatz von Arbeitspsycholog:innen zur Evaluierung
psychischer Belastungen.

Auch der Arbeitsklima Index der AK Oberösterreich zeigte bereits auf,
dass 21 Prozent der Beschäftigten über ein Diensthandy verfügen, drei
Viertel davon mit E-Mail-Funktion und 18 Prozent haben einen
Firmenlaptop. Diese Geräte bringen zwar mehr zeitliche und räumliche
Autonomie, erhöhen jedoch zugleich die Erwartung, jederzeit
erreichbar zu sein, und erschweren die Abgrenzung zwischen Beruf und
Privatleben.

Ständige Erreichbarkeit bedeutet unregulierte Verfügbarkeit für
berufliche Tätigkeiten vor oder nach der Arbeit, am Wochenende, im
Urlaub, an Feiertagen oder sogar im Krankenstand und dies ohne
verbindliche Regelungen. Das Risiko für die mentale Gesundheit
steigt, Stress, innere Unruhe und Mentale Belastung nehmen deutlich
zu.

Somit dehnt sich die Arbeitszeit in Freizeit, Urlaub und Krankenstand
aus. Fast ein Viertel der Beschäftigten arbeitet zumindest
gelegentlich in der Freizeit, 16 Prozent auch im Urlaub, zwölf
Prozent erledigen während eines Krankenstandes Aufgaben von zu Hause.
Besonders stark betroffen sind Personen mit intensiver Gerätenutzung:
Unter jenen, die ihr Diensthandy täglich verwenden, arbeiten 37
Prozent selbst bei Krankheit sehr häufig weiter. Ein Drittel arbeitet
sehr oft in der Freizeit.

Die Schattenseiten sind klar sichtbar. Beinahe sechs von zehn
Beschäftigten, die in Freizeit, Urlaub, Krankenstand oder während
einer Pflegefreistellung arbeiten, leiden unter starkem Zeitdruck.
Das ist ein deutliches Zeichen dafür, dass vermeintliche Autonomie
rasch an Grenzen stößt. 45 Prozent berichten von dauerhaftem
Arbeitsdruck ohne Verschnaufpausen. Für 37 Prozent ist die
Verlagerung von Arbeitszeit in die Freizeit seelisch aufreibend und
deutlich belastend.

Wer ständig erreichbar sein muss, kann nicht wirklich abschalten, das
macht auf Dauer krank. „ Flexibilisierung darf keine Einbahnstraße
sein. Sie braucht klare und faire Spielregeln “, sagt AK-Präsident
Andreas Stangl.

Die AK Oberösterreich fordert:

– Recht auf Nichterreichbarkeit gesetzlich verankern: Es braucht
klare Ruhezeiten ohne dienstliche Kontaktaufnahmen. Ausnahmen dürfen
nur in begründeten Notfällen gelten und müssen mit
Ausgleichsregelungen verbunden sein.

– Verbindliche Betriebsvereinbarungen zu Erreichbarkeit und
Kommunikation etablieren: Zeitfenster, Kontaktkanäle und
Eskalationswege sind eindeutig festzulegen. Nachteile bei Nicht-
Antwort in Ruhezeiten sind auszuschließen.

– Gesundheitsschutz in der digitalen Arbeit stärken: Führungskräfte
benötigen Schulungen, digitale Achtsamkeit ist zu fördern,
Arbeitsmengen müssen realistisch geplant werden und eine respektvolle
Erreichbarkeitskultur ist zu verankern.

Datenschutzinfo