Ein halbes Jahrhundert Forstgesetz: Der Grundstein für nachhaltige Wälder
Am 30. Oktober 2025 feiert Österreich ein bedeutendes Jubiläum: 50 Jahre Forstgesetz. Dieses Gesetz bildet nicht nur das Rückgrat für den verantwortungsvollen Umgang mit Wäldern, es ist der Garant für die Versorgung mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz und erfüllt gleichzeitig die Anforderungen des modernen Umwelt- und Klimaschutzes. In einer Zeit, in der der Klimawandel die Welt fest im Griff hat, rücken die Prinzipien der Nachhaltigkeit und der ökologische Fußabdruck stärker in den Fokus denn je.
Die Geschichte des Forstgesetzes
Das Forstgesetz wurde 1975 in einer Zeit eingeführt, in der die Umweltschutzbewegung gerade erst an Fahrt aufnahm. Damals wie heute war die Erhaltung der Wälder von essenzieller Bedeutung, nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Wirtschaft. Österreich, bekannt für seine malerischen Landschaften und dichten Wälder, erkannte früh die Notwendigkeit eines strengen Regelwerks, um die Wälder vor Übernutzung und Zerstörung zu schützen.
In den 1970er Jahren war die Welt mit verschiedenen Umweltkrisen konfrontiert, darunter die Verschmutzung der Luft und die Rodung von Wäldern. Diese Herausforderungen führten zu einem Umdenken in der Politik und schließlich zur Implementierung des Forstgesetzes, das als eines der strengsten in Europa gilt.
Österreichs Wälder: Ein Modell für die Welt
Österreich hat sich als Vorreiter in der nachhaltigen Waldbewirtschaftung etabliert. Der Rohstoff Holz wird hierzulande vielseitig verarbeitet, von Rohmaterialien über Zwischenprodukte bis hin zu veredelten Endprodukten. Die nachhaltige Nutzung der Wälder schafft zudem Arbeitsplätze, vor allem im ländlichen Raum, was die regionale Wirtschaft stärkt.
„Der österreichische Ansatz besteht darin, ökonomischen Erfolg, verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt und gesellschaftliche Ansprüche an den Wald integral zu verknüpfen. Damit stößt er international auf Beachtung und österreichisches Know-how über nachhaltige Waldwirtschaft wird weltweit nachgefragt“, erklärt Forstminister Norbert Totschnig.
Die Rolle der EU und des Green Deals
Obwohl die Forstwirtschaft formal eine nationale Angelegenheit ist, beeinflussen EU-Regelungen wie der „Green Deal“ zunehmend die forstbezogenen Belange. Der Green Deal ist eine Reihe von politischen Initiativen der EU mit dem übergeordneten Ziel, Europa bis 2050 klimaneutral zu machen. Diese Regelungen greifen in verschiedene Politikbereiche ein, darunter Umwelt-, Klima- und Energiepolitik.
Konrad Mylius, Präsident der Land- und Forstbetriebe Österreich, betont: „EU-Regelungen sollten sich an den Prinzipien der Subsidiarität und Verhältnismäßigkeit orientieren, weshalb den Mitgliedsstaaten, unter Berücksichtigung vorhandener Forstgesetze und lokaler Gegebenheiten, Spielraum gegeben werden muss.“
Herausforderungen durch die EU-Entwaldungsverordnung
Die EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) stellt zusätzliche Anforderungen an die Waldbewirtschaftung, die über das nationale Forstrecht hinausgehen. Diese Verordnung zielt darauf ab, Entwaldung und Waldschädigung weltweit einzudämmen. Doch die Maßnahmen greifen auch in Regionen ein, in denen keinerlei Risiko besteht. Für österreichische Betriebe bedeutet das zusätzliche Belastungen, ohne dass ein konkreter Beitrag zur Zielerreichung der Verordnung geleistet wird.
„Wir unterstützen ausdrücklich die internationalen Bemühungen zur Bekämpfung der globalen Entwaldung. Die österreichischen Familienbetriebe bewirtschaften den Wald nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit und dies wird durch ein strenges Forstgesetz geregelt. In Österreich kommt es daher weder zu Entwaldung noch zu Waldschädigung – im Gegenteil: Die Waldfläche hat in der Vergangenheit kontinuierlich zugenommen“, betont Andreas Steinegger, Präsident der Landwirtschaftskammer Steiermark.
Die Forderung nach praxistauglichen Lösungen
Der in der vorigen Woche veröffentlichte Vereinfachungsvorschlag der Europäischen Kommission führt zu keiner wirklichen Entlastung. Die Europäische Kommission wird aufgefordert, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, um echte Vereinfachungen zu ermöglichen. Dazu braucht es jetzt auch einen zweijährigen Stopp der Anwendung, um ausreichend Zeit für Verhandlungen zu haben. Nur so kann sichergestellt werden, dass der Kampf gegen globale Entwaldung effektiv bleibt, ohne bewährte und funktionierende, nachhaltige Systeme wie jenes in Österreich unnötig zu belasten.
„Ich werde mich daher weiterhin auf EU-Ebene mit Nachdruck dafür einsetzen, dass tatsächliche und spürbare Erleichterungen für die Land- und Forstwirtschaft sowie die betroffenen Verarbeitungsbetriebe geschaffen werden. Die von der Europäischen Kommission vorgeschlagenen Vereinfachungsvorschläge bringen keine Verbesserung für unsere Waldbewirtschafterinnen und Waldbewirtschafter. Unser Ziel ist klar: Wir wollen praktikable Lösungen erreichen, die den Schutz der Wälder sichern, ohne die Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit unserer Betriebe zu gefährden“, so Forstminister Norbert Totschnig.
Die Zukunft der österreichischen Forstwirtschaft
Die kommenden Jahre werden entscheidend dafür sein, wie sich die Forstwirtschaft in Österreich und darüber hinaus entwickelt. Der Fokus wird weiterhin auf der nachhaltigen Nutzung der Wälder liegen, um sowohl ökologische als auch ökonomische Interessen in Einklang zu bringen. Die Herausforderungen durch den Klimawandel und die zunehmende globale Nachfrage nach Holzprodukten erfordern innovative Ansätze und internationale Zusammenarbeit.
Österreich wird weiterhin eine führende Rolle in der internationalen Waldpolitik einnehmen und seine Expertise in der nachhaltigen Forstwirtschaft teilen. Die nächsten Schritte werden entscheidend dafür sein, wie erfolgreich die Balance zwischen Umweltschutz, wirtschaftlicher Nutzung und gesellschaftlicher Akzeptanz gehalten werden kann.
- Nachhaltigkeit: Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der nachhaltigen Nutzung der Ressourcen.
- Internationale Zusammenarbeit: Österreich wird seine Rolle als Impulsgeber und Partner in der europäischen und internationalen Waldpolitik weiter ausbauen.
- Innovationen: Der Einsatz neuer Technologien wird entscheidend sein, um den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu begegnen.
Insgesamt zeigt das 50-jährige Bestehen des Forstgesetzes, dass Österreich auf dem richtigen Weg ist, um seine Wälder für zukünftige Generationen zu bewahren und gleichzeitig als Vorbild für andere Länder zu dienen.